Euthanasie (aus dem Griechischen): ‘schöner Tod’
Frisch zurück in Australien erhalte ich eine Einladung von Christian Froehlicher, dem Executive Producer des SBS German Radios, an einer Diskusssionsrunde in dem Programm mit dem schönen Titel “Gott und die Welt” teilzunehmen.
Christians Einladungen folge ich gern – die Gesprächsrunden sind immer lebhaft, die Themen aktuell und die Gesprächspartner interessante Leute, mit denen man sich gern mal hinsetzt und klönt. Diesmal läßt mich das Thema aber ein bisschen ratlos: Über “Euthanasie” nämlich habe ich noch nie so richtig nachgedacht. Habe das Thema vielleicht von mir geschoben, da es mich persönlich noch nie betroffen hat. Niemand in meinem Bekanntenkreis hat vor, sich zur Euthanasie anzumelden, und obwohl ich durch meine Recherchen zu “Ein bisschen Heimat im Gepäck” und auch im Laufe der einjährigen Wanderausstellung zu vielen älteren Menschen Kontakt hatte, hat nie jemand Euthanasie oder einen Wunsch dazu geäußert. Vielleicht weil sie alle noch so engagiert waren, so voll im Leben standen? Anscheinend, so erfahre ich später, kommt es in Senioren- und Pflegeheimen wohl schon öfter vor, dass der Wunsch geäußert wird.
In den zwei Jahren, die meine Mutter nach einem schlimmen Sturz fast komatos im Pflegeheim lag, uns nicht mehr erkannte und selten eine Reaktion zeigte, wir ihr oft einen gnädigen Tod wünschten, sprachen wir auch nie über Euthanasie. Wir diskutierten wohl öfter den Sinn oder die Sinnlosigkeit der lebensverlängernden Medikamente, die verabreicht wurden, aber konnten uns auch nicht überwinden, darauf zu bestehen, diese Medikamente einzustellen. Obwohl es grausam war, täglich mit ansehen zu müssen, wie unsere Mutter an einer besonders großen Tablette jedesmal fürchterlich würgte. Später stellte sich heraus, dass diese Tablette Alzheimer vermeiden sollte!
Jetzt schreibt Christian in seiner mail: “Du hast doch sicher eine Meinung zur Euthansie?”
Spontan würde ich sagen: “Momentan ist das kein Thema für mich. Ich bin nicht in einer Situation, in der ich das Bedürfnis habe, mein Leben zu beenden. Es könnte sein, dass ich unter gewissen Umständen diesen Weg wählen möchte, aber ich habe noch nie bewusst darüber nachgedacht. Allerdings, wenn andere das machen wollen, dann lass sie.”
Christians Einladungen folge ich gern – die Gesprächsrunden sind immer lebhaft, die Themen aktuell und die Gesprächspartner interessante Leute, mit denen man sich gern mal hinsetzt und klönt. Diesmal läßt mich das Thema aber ein bisschen ratlos: Über “Euthanasie” nämlich habe ich noch nie so richtig nachgedacht. Habe das Thema vielleicht von mir geschoben, da es mich persönlich noch nie betroffen hat. Niemand in meinem Bekanntenkreis hat vor, sich zur Euthanasie anzumelden, und obwohl ich durch meine Recherchen zu “Ein bisschen Heimat im Gepäck” und auch im Laufe der einjährigen Wanderausstellung zu vielen älteren Menschen Kontakt hatte, hat nie jemand Euthanasie oder einen Wunsch dazu geäußert. Vielleicht weil sie alle noch so engagiert waren, so voll im Leben standen? Anscheinend, so erfahre ich später, kommt es in Senioren- und Pflegeheimen wohl schon öfter vor, dass der Wunsch geäußert wird.
In den zwei Jahren, die meine Mutter nach einem schlimmen Sturz fast komatos im Pflegeheim lag, uns nicht mehr erkannte und selten eine Reaktion zeigte, wir ihr oft einen gnädigen Tod wünschten, sprachen wir auch nie über Euthanasie. Wir diskutierten wohl öfter den Sinn oder die Sinnlosigkeit der lebensverlängernden Medikamente, die verabreicht wurden, aber konnten uns auch nicht überwinden, darauf zu bestehen, diese Medikamente einzustellen. Obwohl es grausam war, täglich mit ansehen zu müssen, wie unsere Mutter an einer besonders großen Tablette jedesmal fürchterlich würgte. Später stellte sich heraus, dass diese Tablette Alzheimer vermeiden sollte!
Jetzt schreibt Christian in seiner mail: “Du hast doch sicher eine Meinung zur Euthansie?”
Spontan würde ich sagen: “Momentan ist das kein Thema für mich. Ich bin nicht in einer Situation, in der ich das Bedürfnis habe, mein Leben zu beenden. Es könnte sein, dass ich unter gewissen Umständen diesen Weg wählen möchte, aber ich habe noch nie bewusst darüber nachgedacht. Allerdings, wenn andere das machen wollen, dann lass sie.”
Ich sehe schnell ein, dass ich mit so ein paar Sätzen gewappnet, mich kaum einer Gesprächsrunde stellen kann! Also fange ich an, das Thema in meinem Kopf zu wälzen. Als nach ein paar Tagen noch immer nicht mehr dazu gekommen ist, was als Meinung oder gar Argument vorzuzeigen wäre, entscheide ich mich, mal ein bisschen zu recherchieren. Ich entschliesse mich, mit einer Umfrage unter meinen Freunden anzufangen. Eine Verabredung zum Kaffeetrinken bei der ich dieses schwerwiegende Thema aus dem Hut ziehen und in die Runde werfen will, schlägt fehl. Die Freunde werden zu einem Vaterstag Lunch abberufen.
Meine Freundin Lesley, die sich vor keinem kontroversen Thema scheut und die mir bestimmt ein paar saftige Anhaltspunkte hätte geben können, empfängt mich mit den traurigen Worten:
“Meine Mutter liegt im Sterben.” Ihre Mutter leidet seit etwa einem Jahr an Alzheimer und ihre Gesundheit ist stark angeschlagen. Also nicht ganz der richtige Zeitpunkt um Euthanasie anzusprechen – hier ist zuhören angesagt.
Ein anderes deutsche Ehepaar, von dem ich mir intellektuelle Rückmeldung erhoffe, begleitet gerade ihre verheiratete Tochter durch eine schwierige Scheidung. Obwohl sie sicher gern den derzeit unbeliebten Schwiegersohn ‘euthaniesieren’ würden, kann ich mir von ihnen keine ausgewogene, unemotionale Stellungnahme erhoffen.
Meinem eigenen Mann kann ich mit dem Thema Euthanasie nicht kommen - seit unserem Besuch auf der Insel Föhr, wo er sich “von alten Leuten umgeben fühlte” und sich zum erstenMal bewusst wurde, dass er selbst auch älter wird, grübelt zwangsweise – auch zum ersten Mal – über den Tod, insbesondere den eigenen Tod, nach. Schlimm genug, wenn der Tod einen unerwartet aus dem Leben reißt – sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, den Tod bewusst zu planen, überfordert ihn.
Also greife ich auf die einzige Resource zurück, die stets bereit ist. Ich google.
Nach einer Weile merke ich, das sich hier anscheinend die Anti-Euthanasie Lobby recht lautstark in den Vordergrund geschoben hat. ‘Safe voluntary Euthanasie is a myth’ heißt es da. Kurz zusammengefasst lauten die Argumente u.a.:
Dagegen würde ich anführen, dass lebensverlängernde Medikamente dasselbe tun, indem sie Leben künstlich verlängern. Und was Ärzte betrifft: Müssen nicht Ärzte täglich irgendwo in unseren Krankenhäusern gerade diese Entscheidung treffen: Leben oder sterben? Und kein Arzt wird gezwungen an einem Euthanasieprogramm teilzunehmen.
Dass ältere oder pflegebedürftige Menschen sich genötigt fühlen, Euthanasie aus ökumenischen Gründen zu verlangen, weil sie der Gesellschaft oder Verwandten nicht zur Last fallen wollen, oder weil die Familie ungeduldig aufs Erbe wartet, kann ich nicht glauben. Ich frage mich, ob nicht ein Mensch, der in einem Pflegeheim lebt, und sagt, er möchte niemandem zu Last fallen, eigentlich um mehr Zuwendung, Freundlichkeit oder Aufmerksamkeit bittet, oder?
Die vielen Argumente gegen Euthanasie stacheln mich an, scheinen sie mir doch so sehr gegen die Selbstverantwortung des Einzelnen zu stehen und jegliche Selbstentscheidung zu unterdrücken. Aber bevor ich weiterdenke, muss ich mir erst mal selbst klar machen, was ich unter Euthanasie (in Deutschland eher als ‘Sterbehilfe’ bekannt) verstehe.
Meine Freundin Lesley, die sich vor keinem kontroversen Thema scheut und die mir bestimmt ein paar saftige Anhaltspunkte hätte geben können, empfängt mich mit den traurigen Worten:
“Meine Mutter liegt im Sterben.” Ihre Mutter leidet seit etwa einem Jahr an Alzheimer und ihre Gesundheit ist stark angeschlagen. Also nicht ganz der richtige Zeitpunkt um Euthanasie anzusprechen – hier ist zuhören angesagt.
Ein anderes deutsche Ehepaar, von dem ich mir intellektuelle Rückmeldung erhoffe, begleitet gerade ihre verheiratete Tochter durch eine schwierige Scheidung. Obwohl sie sicher gern den derzeit unbeliebten Schwiegersohn ‘euthaniesieren’ würden, kann ich mir von ihnen keine ausgewogene, unemotionale Stellungnahme erhoffen.
Meinem eigenen Mann kann ich mit dem Thema Euthanasie nicht kommen - seit unserem Besuch auf der Insel Föhr, wo er sich “von alten Leuten umgeben fühlte” und sich zum erstenMal bewusst wurde, dass er selbst auch älter wird, grübelt zwangsweise – auch zum ersten Mal – über den Tod, insbesondere den eigenen Tod, nach. Schlimm genug, wenn der Tod einen unerwartet aus dem Leben reißt – sich mit dem Gedanken auseinanderzusetzen, den Tod bewusst zu planen, überfordert ihn.
Also greife ich auf die einzige Resource zurück, die stets bereit ist. Ich google.
Nach einer Weile merke ich, das sich hier anscheinend die Anti-Euthanasie Lobby recht lautstark in den Vordergrund geschoben hat. ‘Safe voluntary Euthanasie is a myth’ heißt es da. Kurz zusammengefasst lauten die Argumente u.a.:
- - es gibt genug Alternativen (z.B. Therapien, Beratung, Schmerzlinderung)
- - der Euthanasiewunsch ist selten freiwillig
- - Euthanasie ver-/behindert medizinische Forschung
- - Länder die Euthanasie gesetzlich erlauben, laden Euthanasie Tourismus ein
- - Euthanasie ist gegen jegliche soziale oder religiöse Ethik
- - Aktive Sterbehilfe führt zur allgemeinen Vernichtung unwerten Lebens
- - Ärzte werden in die Rolle des ‘Herrn über Leben und Tod’ versetzt
Dagegen würde ich anführen, dass lebensverlängernde Medikamente dasselbe tun, indem sie Leben künstlich verlängern. Und was Ärzte betrifft: Müssen nicht Ärzte täglich irgendwo in unseren Krankenhäusern gerade diese Entscheidung treffen: Leben oder sterben? Und kein Arzt wird gezwungen an einem Euthanasieprogramm teilzunehmen.
Dass ältere oder pflegebedürftige Menschen sich genötigt fühlen, Euthanasie aus ökumenischen Gründen zu verlangen, weil sie der Gesellschaft oder Verwandten nicht zur Last fallen wollen, oder weil die Familie ungeduldig aufs Erbe wartet, kann ich nicht glauben. Ich frage mich, ob nicht ein Mensch, der in einem Pflegeheim lebt, und sagt, er möchte niemandem zu Last fallen, eigentlich um mehr Zuwendung, Freundlichkeit oder Aufmerksamkeit bittet, oder?
Die vielen Argumente gegen Euthanasie stacheln mich an, scheinen sie mir doch so sehr gegen die Selbstverantwortung des Einzelnen zu stehen und jegliche Selbstentscheidung zu unterdrücken. Aber bevor ich weiterdenke, muss ich mir erst mal selbst klar machen, was ich unter Euthanasie (in Deutschland eher als ‘Sterbehilfe’ bekannt) verstehe.
Für mich bedeutet das Sterbebegleitung. Ein Mensch entscheidet sich bewusst, bei klarem Verstand, nach reichlicher Überlegung und aus guten Gründen für den Tod.
Wenn man will, ‘eine Tötung auf Verlangen’, die von Ärzten bzw Therapeuten befürwortet wird, wenn deutlich feststeht, dass der Mensch sich bei klarem Bewusstsein, unbeeinflusst von anderen und aus handfesten Gründen und nach ausführlicher Beratung, dazu entscheidet.
Ich würde es nicht als Euthanasie bezeichnen, wenn der Tod bei unheilbar Kranken, schwer Behinderten oder Menschen im Wachkoma vorgenommen wird, die nicht ihre eigenes Einverständnis abgeben können. Das würde ich als aktive, passive oder indirekte ‘Sterbehilfe’ bezeichnen. Sterben, dass durch den aktiven Eingriff eines Arztes bewirkt wird, oder passiv/indirekt, durch das Einstellen von Medikamenten, Beatmungsgeräten oder Nahrung und Flüssigkeit.
Am nächsten Morgen begebe ich mich wie gewöhnlich mit unseren Hunden in den Park. Sie sind überzeugt, dass ich diesen tägliche Auslauf benötige und sind auch der Meinung, dass sie mir einen Gefallen tun, in dem sie den Ball apportieren, den ich anscheinend so gern durch die Gegend
feuere … Nach einer Weile setzen wir uns alle ermüdet auf, bzw vor, eine Parkbank.
Meine Gedanken bewegen sich wieder in Richtung Euthanasie als ein alter Bekannter, Mungo, ein sechsjähriger Airedaleterrier, sein Herrchen Michael in den Park führt. Da unsere Hunde sich nun zu einem gemütlichen Palaver versammeln und für ein Weilchen abgelenkt sind, frage ich Michael schnell nach seiner Meinung zur Euthanasie. Und Michael erzählt mir von Andrew Denton und seinem Programm: “Better off dead.”
Ich google es sowie wir nach Hause kommen und höre mir die Podcasts an.
Denton hat dieses Thema über Monate hinweg recherchiert – und ist dafür durch die Welt gereist, unter anderem auch in Länder, in denen Euthanasie legal ist, wie u.a.
in den Niederlanden, Belgien, der Schweiz, Luxemburg, Kolumbien und einigen Staaten Amerikas.
Seine Berichte und Interviews sind herausfordernd und unbedingt wert, sich anzuhören. Besonders bewegend fand ich den Bericht einer Tasmanierin, deren schwerkranker Vater den Entschluss zur Euthanasie getroffen hatte. Da der Vater in Holland lebte, war seine Handlung legal. Die Tochter traf rechtzeitig ein, um an seiner “Wake” (Totenwache) teilzunehmen, die der noch lebende Vater selbst inszinierte! Sie beschreibt, dass es ein Abschiednehmen war, das mehr nach einem Abschied vor einer längeren Reise oder Abwesenheit anmutete. Seine Familie und seine Freunde und Bekannten waren anwesend; man aß, man trank, man erinnerte sich und plauderte – und nahm Abschied. Sehr schön beschreibt sie dann auch des Vaters Sterben am nächsten Tag. Zusammenfassend nennt sie die Erfahrung, ihren Vater auf seinem Sterbebett zu begleiten, ‘lebensbejahend’.
Nun fühle ich mich bereit oder immerhin bereiter, Christian und seine Gäste im SBS German Radio zu treffen. Ich bin gespannt, wer die anderen Teilnehmer sein werden. Patrik Hutzel bietet Intensivpflege im eigenen Heim an, Christoph Dielmann ist Pastor an der Heiligen Dreifaltigkeitskirche in Melbourne. Oh je, die beiden sind vom Fach – beide haben viel öfter mit Sterbenden zu tun als ich! Trotzdem, ich bin nun schon mal da, also bleibe ich auch dabei!
Schon bevor Christian zu uns stößt und die Mikrophone laufen, diskutieren wir drei zusammen mit der Hospitantin Rebecca Goeres eifrig.
Patrik hat lange auf Intensivstationen gearbeitet und allzu oft beobachten müssen, dass Menschen, die mit einem Schlag- oder Herzanfall eingeliefert wurden, nicht weiter beatmet werden, oder denen keine Nahrung oder Flüssigkeit zugeführt wird, weil Ärzte entscheiden, ihr Leben sei nicht wert zu retten.
Ich stimme Patrik zu, aber für mich ist das nicht ‘Euthanasie’ sondern eingeleitetes Sterben.
Man merkt schnell, dass Patrik ein engagierter und überzeugter Palliativpfleger ist, der sich wirklich kümmert. Unter seiner Pflege würde man sich umsorgt und wohl aufgehoben fühlen.
In einer idealen Gesellschaft, meine ich, bedeutet palliative Pflege, dass ein Mensch das Ende seines Lebens schmerzlos und in Würde erleben kann.
Aber leben wir in einer idealen Gesellschaft? Und ist es wirklich immer möglich, die Schmerzen z.B. eines Krebskranken ertragbar zu halten?
Andrew Denton hat sich entschlossen, dieses Thema zu recherchieren, weil sein eigener Vater einen qualvollen Tod erleiden musste. Seine Schmerzen wurden nicht gelindert und die Familie musste hilflos zusehen, wie er langsam starb. Im Laufe von Dentons Investigation, sprach er mit vielen Leuten, die Ähnliches erlebten.
Euthanasie zu legalisieren bedeutet auch nicht unbedingt, dass sich alle Befürchtungen der Gegner von Euthanasie bewahrheiten.
In Holland hat die Gesetzgebung nicht zu “Euthanasie Tourismus” geführt. Nur ein Drittel der Menschen, die Euthanasie beantragen, erhalten die Erlaubnis.
Bevor es dazu kommt, müssen Patienten einen langen Prozess durchlaufen, um ihrem Arzt zu beweisen, dass der Euthanasiewunsch wohl überlegt und durchdacht ist, sie es allein und freiwillig entschieden haben, und dass es für sie keine Alternative gibt, die wünschenswert ist.
Paradox ist, dass Australien vor 27 Jahren eines der ersten Länder war, das Euthanasie legalisierte. In Westaustralien konnte Menschen für ein Jahr lang Euthanasie wählen. Dann wechselte die Regierung und Euthanasie wurde wieder illegal. Und das, obwohl die Mehrzahl der australischen Bevölkerung für Euthanasie ist.
In unserer Gesprächsrunde spricht Christoph über das ‘Leben vor dem Tode’, dass zu wertvoll sei, um es freiwillig zu beenden. Ich stimme ihm zu, aber gleichzeitig verstehe ich den Tod auch nicht als ein Ende des Lebens, sondern als das Tor zu einem neuen Leben. Streben nicht alle Christen, ein guter Mensch zu sein, um nach dem Tode in den Himmel zu kommen?
Dieses ‘Leben nach dem Tod’ hat mich immer fasziniert – ich bin so gespannt, was wohl passiert, wenn es soweit ist!
Wie es so ist, wenn Menschen zusammen sitzen, kommen wir ein bisschen vom Thema ab: Christoph rät z.B., dass man seine eigene Beerdigung planen sollte. Dass man sich überlegt, was der Pastor in seiner Grabrede über einen erzählt. Was für Musik oder Blumen man sich wünscht. Wie und wo man begraben werden möchte. Das finde ich sehr gut, denn ich meine allzu oft werden in unserer modernen Gesellschaft der Tod und Gespräche übers Sterben verdrängt.
Meine Mutter hatte keine Patientenverfügung vorbereitet, die festlegte, wie wir im Fall einer unheilbaren Krankheit handeln sollte. Oder was sie sich wünschte, sollte sie Alzheimer entwickeln, oder einem Schlaganfall zu Opfer fallen.
Obwohl es schrecklich war, sie während ihrer letzten zwei Lebensjahre zu beobachten, als ihr Gesicht nur noch eine regungslose Maske war, sie selten reagierte und ihr all das verwehrt war, was sie täglich genossen hatte, wie z.B. ihre Spaziergänge am Wasser entlang oder das freudige Wahrnehmen ihrer Blumen im Garten und der Vögel, die sie von ihrem Wintergarten aus betrachtete, sprachen wir nie über Sterbehilfe. Als sie nur noch ein, zwei Bissen zu sich nahm, schlückchenweise trank, akzeptierten wir, dass sie bewusst oder unbewusst die Nahrungsaufnahme verweigerte. Ihr Tod, als er kam, war schön. Ihr Liebslingpfleger war im Raum, als sie plötzlich noch einmal ganz wach wurde. Sie strahlte übers ganze Gesicht und dann hauchte sie ihren Atem aus. Ein schöner Tod.
Ich weiß nicht, ob ich jemals Euthanasie für mich selbst erwägen werde. Aber sollte ich es tun, dann ganz bestimmt, weil ich mir den Tod von Herzen wünsche und mich danach sehne.
Bis dann!
Hört mal:
SBS podcast “Gott und die Welt – Euthansasie”
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Photo (SBS) Christoph Dielmann, Sabine Nielsen Patrik Hutzel, Rebecca Goeres, Christian Froehlicher
Meine Mutter mit meiner Schwester im Pflegeheim